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Foto: Vater und Sohn sitzen auf dem Sofa und diskutieren
Roman Samborskyi / Shutterstock.com

Regeln und Grenzen

Für ein harmonisches und ausgewogenes Zusammenleben sind Regeln und Grenzen unentbehrlich. Sie sollten allerdings Spielraum lassen für unvorhersehbare Geschehnisse und Befindlichkeiten.

Warum sind Regeln und Grenzen notwendig?

Kinder brauchen Freiheit, um sich entwickeln zu können. Freiheit heißt nicht Grenzenlosigkeit.

Regeln und Grenzen schützen ein Kind vor Gefahren und sie helfen ihm, sich in einer Welt zurechtzufinden, die für es noch sehr unübersichtlich ist.

Darüber hinaus helfen sie ihm bei der Durchsetzung eigener, berechtigter Bedürfnisse. Klar und deutlich ausgesprochen

  • geben sie dem Kind ein Gefühl von Sicherheit;
  • zeigen sie dem Kind, was im Zusammenleben mit anderen von ihm erwartet wird und es selbst von den anderen erwarten darf;
  • strukturieren sie den Alltag;
  • fördern sie das soziale Miteinander;
  • verdeutlichen sie zusätzlich, dass jeder Bedürfnisse hat, auf die Rücksicht genommen werden muss.

Zu Regeln und Grenzen gehört, dass sie bei Nichteinhaltung Folgen haben werden. Diese müssen von Beginn an sowohl festgelegt als auch ausgesprochen werden. Nur so wird deutlich, wie ernst die Abmachungen gemeint sind.

Sollen Regeln und Grenzen erklärt werden?

Wenn man will, dass Grenzen und Regeln eingehalten werden, sollte man sie dem Kind erklären.

Das kann ziemlich früh geschehen. Ein etwa zweijähriges Kind kann zum Beispiel begreifen, warum es nicht die Tischdecke vom Tisch ziehen darf. Ein Sechsjähriger kann verstehen, warum er den Computer nur im Beisein von Erwachsenen anschalten darf.

Nicht immer können Erklärungen für Kinder einsichtig sein, zum Beispiel dann, wenn sie die Folgen eines Verhaltens noch nicht übersehen können. Da wird eine Grenzsetzung durch ein klares, deutlich ausgesprochenes "Nein" nötig.

Wie kann die Einhaltung von Regeln und Grenzen durchgesetzt werden?

Es ist es wichtig, dass sich alle Erwachsenen in einer Familie nicht nur über die in ihr herrschenden Regeln und Grenzen einig sind. Sind sie einmal geklärt, ist es selbstverständlich, dass alle Familienmitglieder sie immer einhalten.

Geschieht dies nicht, verlieren die Erwachsenen in den Augen des Kindes schnell an Glaubwürdigkeit. Legen Sie zum Beispiel fest, dass Sie immer Bescheid geben, wenn Sie außer Haus gehen und wann Sie wiederkommen, müssen Sie diese Abmachung auch einhalten. Gilt als Regel, dass Ihr Kind zu einer bestimmten Zeit schlafen gehen muss, sorgen Sie dafür, dass das auch regelmäßig geschieht.

Um zu erreichen, dass einmal aufgestellte Regeln und Grenzen auch eingehalten werden, sollten Sie

  • sich selbst eindeutig verhalten, das heißt sich konsequent an die festgelegten Regeln halten;
  • nicht nach Lust und Laune reagieren (wenn Ihr Kind um 19 Uhr im Bett liegen soll, gilt das an jedem Tag, es sei denn, Sie machen eine Ausnahme, zum Beispiel weil es Geburtstag hat);
  • sich bei Regelverletzung unmissverständlich verhalten; das heißt, argumentieren Sie nicht, reagieren Sie nicht ängstlich, sondern wiederholen Sie klar und deutlich Ihre Anweisung.

So verschieden Kinder sind, so unterschiedlich reagieren sie auch auf Ge- und Verbote. Bei dem einen reicht eine Wiederholung der Abmachung, ein anderes braucht schon eine Warnung, dass negative Folgen seines Verhaltens unmittelbar eintreten werden.

Beobachten Sie Ihr Kind und finden Sie heraus, wie Sie diesbezüglich mit ihm umgehen müssen.

Müssen Regeln und Grenzen von Zeit zu Zeit verändert werden?

Eine Reihe von Regeln und Grenzen muss immer wieder dem Alter des Kindes angepasst, das heißt verändert werden. Ein kleines Kind wird zum Beispiel früher ins Bett gehen müssen als ein älteres. Die Ausgehzeiten eines Fünfzehnjährigen werden andere sein als die einer Siebzehnjährigen.

Veränderung heißt aber nicht willkürlich festlegen. Regeln und Grenzen müssen im Gegenteil immer klar, berechenbar und dem Kind einsichtig sein. Mit dem älteren Nachwuchs können sie gemeinsam aufgestellt werden.

Über manches lässt sich auch verhandeln. Hat Ihr Kind überzeugende Argumente, die zeigen, dass eine aufgestellte Regel nicht mehr passend ist, lassen Sie sich auf eine Veränderung ein. Das schafft Vertrauen und hat den Vorteil, dass Abgesprochenes mit größerer Bereitschaft eingehalten wird.

Wie reagiert man bei Regelverletzung bzw. Grenzüberschreitung?

Werden Regeln verletzt und Grenzen überschritten, ist es wichtig, sofort zu reagieren.

Bei einem sehr kleinen Kind kann ein liebevoll, aber bestimmt geäußertes "Nein" helfen. Bei größeren Kindern kann man fragen, welche Folgen sie für ihr unerlaubtes Verhalten selbst für angemessen halten und sich eventuell danach richten.

Kinder versuchen immer wieder, vor allem im Trotzalter und in der Pubertät, Grenzen auszuloten und zu überschreiten. Ein solches Verhalten ist normal.

Für die Eltern kann das sehr anstrengend sein. Trotzdem sollten sie bei aller Mühe, die das kosten mag, immer konsequent alle Absprachen aufrechterhalten. Diskussionen, reden, ständig wiederholte Ermahnungen bleiben nämlich fast immer erfolglos.

Halten Eltern dagegen den Versuchen des Kindes stand, entwickelt es nicht nur Standvermögen und Stärke. Es lernt, dass nicht immer alles nach seinem Willen gehen kann.